Dolomiten und Sonnenschein

Der Herbst ist eingezogen und wir haben uns austoben dürfen. Wolfgang Bretl, unser Organisator, erzählt im Folgenden – beginnend mit einer Fahrt mit dem doch recht außergewöhnlichen Gondellift Forcella Sassolungo:

Helga ist schon aufgesprungen, ich nehme gehörig Anlauf, mit einem kräftigen Ruck drückt er mich in diese zylindrische Schachtel hinein und verriegelt die Eingangsklappe. In luftiger Höhe schweben wir, zuerst hoch über die grasigen Matten des Sellajochs, dann zum Greifen nah, vorbei an den Felswänden des Langkofels, zur Scharte zwischen Langkofel und Grohmannspitze. Rasant reißt der Mann mich aus der Kabine, während Helga, vom zweiten Liftmann betreut, auch herausgezerrt wird. Noch etwas benommen von der ungewöhnlichen Beförderungsart sammeln wir uns an der Schautafel der Langkofelscharte. Ein Häufchen von dreizehn Mitfahrern hat sich entschlossen, die Umrundung des Langkofels zu wandern. 

Und die Anderen?

Heute früh nach dem Frühstück sind auch alle anderen mit dem Bus in Richtung Sellajoch aufgebrochen. Nachdem uns gestern Abend, Ludwina und Schorsch in sechsstündiger Fahrt, zum Lupo Bianco, einem gut geführtem Wellness-Hotel, gefahren haben. Das Superwetter und das unvergleichliche Panorama mit den schroffen, senkrecht bis überhängenden Felsgebilden, die in ihrer Art nur den Dolomiten zu Eigen sind, und wir sind hier in einem der Kerngebiete dieses weltweit wohl schönsten, eindruckvollsten Flecken unserer Erde, lässt jeden und jede vor erwartungsvollem Auftrieb ungeduldig zur vorgenommenen Tour drängen. Der Piz Boe, durch das Val Lasties, Klettertouren auf Sellas einladender, südlich ausgerichteter Wandflucht des Piz Ciavazes, Kletterführen bei den Sellatürmen und der Pössenecker Klettersteig sind die heutigen Ziele der teilnehmenden Bergsteiger und Bergsteigerinnen.

Zurück zum Langkofel

Abwechslungsreich, einmal durchs Geröll abwärts, dann wieder durch einen grasigen Pfad, ziemlich flach, bevor ein Aufstieg über schiefergeschichtete Steinplatten zum längsten Anstieg unseres Weges, noch immer an der Nordseite des Langkofels, führt. Bis zur Comici Hütte steigen wir, immer ganz nah an der senkrecht aufragenden Nordwandflucht rechter Hand und das weiche Almengebiet, das sich bis zum Sellajoch hinzieht, zur linken Seite.

Große Mittagspause bei der Comicihütte. Mittagessen, Kaffee und Kuchen und ausgiebig Durst löschen. Nach knapp zwei Kilometern geht es auf breitem Schotterweg durch Almwiesen, bis wir wieder unseren Ausgangspunkt, die Talstation der Zweierkabinenbahn erreichen. Ludwina und Schorsch, die den Pösseneckersteig im Auf- und Abstieg bewältigt haben, bringen uns und die Kletterer vom Piz Ciavazes zurück ins Hotel.

Da treffen auch schön langsam alle ein. Die meisten genießen einige Saunagänge bevor das Abendessen serviert wird. Nach dem Essen gibt die Doppler-Band einige Ohrwürmer zum Besten und spielt für uns Tanzhungrige Walzer und Polka auf. Clubliter werden aufgefahren und um Mitternacht geht die Mannschaft beschwingt in die verdiente Nachtruhe.

Nächster Tag

Alles Gepäck wird in den Bus verstaut. Um das nach Hause kommen zu einer verträglichen Zeit, vor allem für die mitgefahrenen Kinder, zu gestalten, hat Schorsch vorgeschlagen, Richtung Falzaregopass aufzubrechen. Über das Pordoijoch in endlosen Serpentinen treffen wir dann endlich auf dem Falzaregopass ein. Wieder teilen sich die Gruppen und streben ihren ausgemachten Zielen zu.

Der Hexenstein wird auf den verschiedensten Varianten bezwungen. Klettersteig, Normalweg, über die Weltkriegs-Stollen, alle finden den richtigen Weg für ihr Vorhaben. Wir Untermösler gehen durch den Stollen, ich habe so etwas noch nie beschritten. Gott sei Dank gibt es ein Handy, ohne Licht würden wir die zweihundert Meter Stollen kaum bewältigt haben. Wir gelangen auf unserem Weg auch zur Kommandozentrale der Edelweiss-Stellung, die von Südtirolern derzeit zu einem Museum ausgebaut wird.

Nach dem Durstlöschen und ein paar Happen zum Hungerstillen geht es Richtung Heimat. In gewohnter Weise bringt uns Schorsch wieder gut nach Hause.

Wolfgang Bretl